COVID verändert unsere Ausbildung

Wir sprachen mit einem Assistenzarzt der Urologie über seine Erfahrungen während der Corona-Pandemie – und wie sich seine Weiterbildung zum Facharzt dadurch verändert.

28.01.2021

Barbara Schwede

0 Kommentar(e)

“Im urologischen Arbeitsalltag sind wir natürlich weniger von der Pandemie betroffen als andere Abteilungen im Spital. Einige relevante Veränderungen gibt es jedoch trotzdem. Insbesondere bei Notfallpatienten müssen wir uns stets überlegen, ob einem Symptom, wie beispielsweise Fieber, eine urologische Ursache zu Grunde liegt oder dieses auch Folge einer COVID-Erkrankung sein könnte. Dies beeinflusst wiederum die Operationsplanung, die Zimmerwahl sowie die Isolationsmassnahmen und erhöht damit den Arbeitsaufwand. Die spitali-nterne, konsiliarische Beurteilung (also eine Zweitmeinung) von an COVID erkrankten Patienten mit urologischen Problemen ist aufgrund der Isolationsmassnahmen ebenfalls stets mit erhöhtem Aufwand verbunden.

Die Pandemie verändert das Operationsprogramm unserer Klinik auch insgesamt: Zur Zeit fehlen Ressourcen beim Anästhesiepersonal und den Beatmungsmaschinen. Daher kann nur etwa die Hälfte der anstehenden Operationen durchgeführt werden. In unserer Klinik häufig durchgeführte nicht dringende Eingriffe, wie beispielsweise Operationen von Nieren- oder Harnleitersteinen sowie der gutartigen Prostatavergrösserung, werden aktuell verschoben und haben längere Wartezeiten. Dies beeinflusst uns Assistenzärztinnen und -ärzte in unserer Weiterbildung zum Facharzt – denn gerade auf diese Durchführung oder Assistenz dieser Eingriffe sind wir angewiesen. Für den Abschluss müssen wir eine entsprechende Anzahl nachweisen.

COVID hat jedoch nicht nur Einfluss auf die Weiterbildung zum Facharzt, sondern auch auf die Fortbildungen innerhalb des Spitals – zum Beispiel regelmässig stattfindende Vorträge, Röntgenrapporte und interdisziplinäre Tumorboards, welche aktuell teilweise entfallen oder nur mit reduzierter Personenzahl durchgeführt werden dürfen. Dabei geht häufig vergessen, dass Assistenzärztinnen und -ärzte ein Anrecht auf diese Fortbildungen haben. In meinem beruflichen Umfeld bestehen zudem Unsicherheiten bezüglich den externen Fort- und Weiterbildungen, welche im letzten Jahr mehrheitlich ausgefallen sind. Um diese im aktuellen Jahr nachzuholen, ist man aufgrund begrenzter Fort- und Weiterbildungstage auf das Wohlwollen des Arbeitgebers angewiesen. Abgesagte Weiterbildungen werden ausserdem zum Problem für Assistenzärztinnen und -ärzte, die unmittelbar vor dem Erlangen des Facharztes stehen und die Teilnahme an gewissen Prüfungen, Kursen oder Kongressen nachweisen müssen.”

Kommentare

Noch kein Kommentar veröffentlicht.

Beteiligen Sie sich an der Diskussion