Roman Hari

Roman Hari, knapp 32 Jahre alt, ist am BIHAM als Leiter für Lehre angestellt sowie in Teilzeit als Internist in der Hausarztpraxis des Spitals Burgdorf tätig. Das Medizinstudium hat er 2011 an der Universität Bern abgeschlossen, mit dem Ziel Hausarzt zu werden.

Seine Ausbildung zum Internisten hat er mehrheitlich im Teilzeitpensum absolviert. Weil ihn neben der klinischen Arbeit eine Lehrtätigkeit interessierte hat er berufsbegleitend den Master of Medical Education erworben. Dieses zweite Standbein gibt ihm Raum für Kreativität und Innovation neben der klinischen Arbeit.

Nora Bienz, Präsidentin des VSAO Bern, wollte von Roman wissen, wie er zu seinen Teilzeitstellen gekommen ist und worin er die Vorteile von Teilzeitarbeit sieht.

Du hast bereits nach dem ersten Assistenzjahr dein Pensum auf 80% reduziert. Warum wolltest du Teilzeit arbeiten?

Der Auslöser war mit Sicherheit, dass ich mehr Freizeit haben wollte. Ich habe auch gezielt nach Aufgabenfeldern gesucht, die eine gewisse Arbeitsflexibilität wie zum Beispiel Homeoffice oder Arbeiten von unterwegs ermöglichen.

Was waren im Umfeld die Reaktionen auf deine Teilzeitarbeit?

Die Reaktionen waren paradox. Die meisten haben mit viel Begeisterung reagiert und gesagt, sie wollen auch Teilzeit arbeiten, gemacht hat es aber letztlich fast niemand.

Warum arbeiten die Leute nicht Teilzeit, obwohl sie sagen, dass sie es wollen?

Es ist schwierig, den Mut zu fassen zum Chef zu gehen und zu sagen, dass man gerne das Pensum reduzieren möchte. Das ist keine populäre Frage. Man hat Angst seinen Vorgesetzten zu enttäuschen und vielleicht dadurch weniger gefördert zu werden.

Vielleicht auch Bequemlichkeit?

Nicht unbedingt. Ich habe den Verdacht, dass man sich über die Jahre an viel Arbeit gewöhnt. Damit sinkt der Druck, das Pensum wirklich zu reduzieren, auch wenn es erst mal verlockend klingt.

Ein häufiges Argument ist vor der Familiengründung den Facharzt abschliessen zu wollen?

Ja, das ist nachvollziehbar, aber gewissermassen ein Trugschluss. Ich denke es handelt sich oft um eine Projektion der aktuellen Unzufriedenheit in eine bessere Zukunft: Mir geht es zwar jetzt mit so viel Arbeit nicht gut, aber wenn ich jetzt möglichst schnell meinen Facharzt erlange, kann ich danach reduzieren und alles wird gut…

…In der Realität wird aber als Oberarzt nicht wirklich weniger gearbeitet

Das ist richtig, ich denke viele Leute sind letztlich in den bestehenden Strukturen sehr gefangen.

Wo siehst du die Gründe für das bescheidene Teilzeitangebot in Spitälern?

Das Hauptargument ist immer die Planung. Dienstplanung mit fixen Freitagen ist herausfordernd und der organisatorische Aufwand grösser. Job-Sharing ist dabei das am bequemsten planbare Modell für den Arbeitgeber. Es würde sicher helfen, die Dienstplanung zu professionalisieren. Den Dienstplanern fehlen manchmal einfach die Ideen, da braucht es Hilfestellungen.

Diese Hilfestellung gäbe es ja zum Beispiel in Form der kostenlosen Dienstplanberatung durch den VSAO…

Worin siehst Du denn den Vorteil von Teilzeitarbeit?

Die Leute sind definitiv kompensierter und motivierter. Sie haben viel mehr Zeit Dinge nachzulesen. Man freut sich mehr auf die Arbeit. Zudem können in einem Team die saisonal wechselnde Arbeitsbelastung, Krankheitsausfälle und Personalfluktuation viel besser gepuffert werden, wenn es Teilzeitmitarbeitende gibt.