Salome Kisker, die Initiantin von DoppelDoc, im Gespräch mit Nora Bienz
Salome Kisker – 33-jährig – Begründerin von DoppelDoc, einer Internetplattform zur Job-Sharing-Partnervermittlung für Ärztinnen und Ärzte. Sie schloss ihr Medizinstudium 2012 Zürich ab. Nach dem ersten Jahr in Vollzeit in der Inneren Medizin ist sie Mutter geworden und hat danach zwei Jahre in einem 55% Job-Sharing in der Medizin im Spital Chur gearbeitet. Mittlerweile hat sie zwei Töchter und arbeitet 50% in der Notfallstation im Kantonsspital Olten. Wir wollten von ihr wissen, wie DoppelDoc entstanden ist und haben sie über Vorteile und Risiken des Job-Sahrings ausgefragt.
DoppelDoc gibt es seit gut einem Jahr. Woraus wurde die Idee geboren?
Wir sind umgezogen, für mich stand ein Stellenwechsel bevor und ich war zweifache Mutter. Ich hatte keine Ahnung, wie ich eine Job-Sharing Partnerin finden könnte. Da dachte ich, es wäre gut eine Plattform zu haben, um potentielle Stellen-Partnerinnen kennen zu lernen und auch um die Interessierten vernetzen zu können.
Aktuell investierst du etwa 5h pro Woche in das Projekt – was machst du genau?
Doppeldoc ist noch relativ jung und entwickelt sich stetig. Mein Bruder und ich tauschen uns regelmässig aus und versuchen das Projekt zu optimieren. Ich mache momentan vor allem Netzwerkarbeit. Ein Medizinstudent verbindet die Paare.
Wie viele Anfragen und Vermittlungen sind das?
Im Moment sind es knapp 200 Anfragen. Von denen ist aber nur etwa die Hälfte wirklich aktiv. Bisher haben wir drei Paare vermittelt. Und eines ist noch dabei es sich zu überlegen…
Deine Job-Sharing Partnerin in Chur hatte sich zufälligerweise gleichzeitig beworben und ihr wurdet beide 55% angestellt. Wie habt ihr euch organisiert?
Wir haben wochenweise gearbeitet. Zuerst haben wir jeweils Montagmorgen die Übergabe gemacht. Das war aber zu stressig. Wir haben dann umdisponiert von Mittwoch zu Mittwoch. So hatte jede von uns immer noch wechselweise die Chefarztvisiten und Weiterbildungen. Am Mittwochnachmittag waren wir beide anwesend und haben 2h für die Übergabe genutzt. Die fehlenden fixen Tage bedeuteten eine flexible Kinderbetreuung. Für mich war die Arbeit als Team eine grosse Bereicherung, sodass ich diesen organisatorischen Aufwand prestieren konnte.
Deine Idee vom Job-Sharing ist ja ein wenig aus der Not geboren… Wenn Teilzeit auch ohne Job-Sharing möglich wäre, würdest du dann trotzdem im Job-Sharing arbeiten wollen?
Ja, auf jeden Fall. Ich finde es sinnvoll Gruppen oder Paare zu bilden. Das garantiert eine bessere Kontinuität, was für eine gute Patientenbetreuung wichtig ist. Zudem sind im Gegensatz zur herkömmlichen Teilzeitarbeit durch Jobsharing auch Kaderstellen im Teilzeitpensum besetzbar und ist somit auch kein Karrierekiller. Für den Arbeitgeber ist es interessant motivierte Mitarbeiter durch innovative Arbeitsmodelle zu binden und zu fördern. Mich hat die Arbeit als Team definitiv gestärkt.
Der gemeinsame Austausch mit dem Job-Sharing Partner ist wahrscheinlich persönlich wie auch medizinisch ein Vorteil?
Ja klar! Beispielsweise das gemeinsame Besprechen von Patienten habe ich als sehr positiv erlebt.
Was sind die Herausforderungen des Job-Sharings?
Der Informationsfluss muss gut funktionieren, dafür braucht man gemeinsame Präsenzzeiten. Wichtig ist zudem, dass beide Jobsharer ähnliche Karrierevorstellungen haben. Die nötige Flexibilität ist bei der Kinderbetreuung eine Herausforderung. Gewisse Spitäler bieten jedoch flexible Kinderkrippen an. Alternativ sind mit einer Nanny oder Tagesmutter unregelmässige Arbeitstage durchaus realisierbar.
50% ist in der Medizin ja schon ein tiefes Pensum. Wie hast du das in deinem Umfeld erlebt?
Leute, die mit mir studiert haben, rücken nun in die Oberarztstellen vor. Das ist schon stressig, wenn man selber nur langsam vorwärts kommt. Aber mittlerweile kenne ich auch ein paar Oberärztinnen, die immer niedrigprozentig gearbeitet haben - das ist also durchaus möglich.
Glaubst du, dass es fachlich ein Nachteil ist?
Ich denke in den ersten zwei Jahren ist die Lernkurve einfach sehr steil und da ist jemand mit 100% fachlich weiter, als jemand mit 50%. Danach habe ich aber den Eindruck, dass es sich nach und nach ausgleicht. Zudem macht man ja im Leben auch noch andere Erfahrungen, die einen weiterbringen und sich positiv auf die ärztliche Tätigkeit ausüben.